In den USA fahren Tesla Fahrzeuge in einigen Regionen bereits voll autonom - der Fahrer kann seine Hände vom Lenkrad nehmen und sich zurücklehen
In den USA fahren Tesla Fahrzeuge in einigen Regionen bereits voll autonom - der Fahrer kann seine Hände vom Lenkrad nehmen und sich zurücklehen
© imago

Erstes Robotaxi in Deutschland

Autonomes Fahren krempelt die Verkehrspolitik um

In Hessen rollt das erste Robotaxi – und mit ihm kommt eine Revolution, die Kommunen nicht länger ignorieren können. Wenn Fahrzeuge plötzlich selbstständig denken, lenken und parken, verändert das nicht nur das Mobilitätsverhalten der Menschen, sondern auch den Handlungsdruck auf Städte und Gemeinden. Der Straßenverkehr wird digital, dynamisch – und fordert neue Antworten auf kommunaler Ebene.

Autonome Taxis sind längst keine Science-Fiction mehr, sondern Realität in den Metropolen dieser Welt. Unternehmen wie Waymo, Tesla oder Baidu setzen Robotaxis bereits im Alltag ein. Jetzt ist auch Deutschland auf der Karte der autonomen Mobilität angekommen: In Südhessen rollt das erste Robotaxi durch den öffentlichen Straßenverkehr – ein Meilenstein für die Mobilitätswende und die Kommunalpolitik.

Projekt KIRA: Das erste Robotaxi Deutschlands geht an den Start

Mit dem Projekt KIRA – dem KI-basierten Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre – starten Deutsche Bahn und Rhein-Main-Verkehrsverbund ein Pilotprojekt in Langen und Egelsbach. Zum Einsatz kommen autonome Elektro-SUVs des chinesischen Herstellers NIO, ausgestattet mit dem Mobileye Drive-System.

Die Fahrzeuge navigieren selbstständig durch den Straßenverkehr. Noch sitzt ein Sicherheitsfahrer an Bord, der im Notfall eingreifen kann. Gebucht wird per App – bequem und digital.

Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr in ländlicheren Regionen flexibler und attraktiver zu gestalten und dem wachsenden Fahrermangel im ÖPNV entgegenzuwirken. Das Bundesverkehrsministerium fördert das Projekt mit 2,2 Millionen Euro.

Robotaxi kostenlos für Bürger verfügbar

Es ist das erste Mal in Deutschland, dass Fahrgäste im realen Verkehr in selbstfahrenden Fahrzeugen Platz nehmen. Bei Bussen gab es schon zahlreiche Testversuche, im PKW in Deutschland noch nicht. Noch in der Testphase sucht das Projekt Testpersonen, die kostenlos mitfahren dürfen. Wer das erleben will, kann sich online registrieren. Aktuell sind zwei Fahrzeuge im Einsatz – Darmstadt soll in der zweiten Jahreshälfte dazukommen.

Weltweit auf der Überholspur: Wo Robotaxis bereits Alltag sind

In den USA zeigt Tesla mit seinen sogenannten Full Self-Driving-Systemen, wie Autonomes Fahren bereits heute funktioniert. In Städten wie Austin oder San Francisco kann der Fahrer in der Innenstadt vor dem Supermarkt aussteigen, während das Auto ganz von selbst einen Parkplatz außerhalb sucht. Nach dem Einkauf wird es per App zurückgerufen und steht wenige Minuten später wieder startklar vor der Tür.

Aber auch anderswo in den USA gibt es schon selbstfahrende Robotaxis. Waymo ist in Phoenix, San Francisco, Los Angeles und Austin unterwegs – in San Francisco allein über 100.000 Fahrten pro Woche. 

Und auch weltweit gibt es schon zahlreiche Vorbilder. China etwa: In Wuhan fahren über 400 Robotaxis, bis Jahresende wird die Flotte auf 1.000 erweitert.

Und auch im Nahen Osten nimmt das Thema immer mehr Fahrt auf -  Pony.ai, Baidu und WeRide expandieren rasant in die Golfstaaten – mit besten regulatorischen Rahmenbedingungen.

Was autonome Fahrzeuge mit unseren Städten machen werden

Was in Texas schon Realität ist – etwa wenn Tesla-Fahrzeuge ihren Fahrer absetzen, selbstständig einen Parkplatz suchen und später per App zurückkehren – wird auch in Deutschland bald den Alltag bestimmen. Doch diese technische Revolution fordert eine kommunalpolitische.

Autonomes Fahren krempelt die Verkehrspolitik der Kommunen um

Wenn Autos nach dem Aussteigen selbst zur nächsten Parkfläche rollen, muss Innenstadtparkraum neu gedacht werden. Die Folgen:

  • Mehr Platz für Gastronomie, Grünflächen und Radverkehr

  • Reduktion von Flächenversiegelung im Zentrum

  • Neue Aufenthaltsqualität für Bürger

Ohne digitale Infrastruktur rollt kein autonomes Fahrzeug 

Autonome Fahrzeuge sind datengetrieben. Kommunen brauchen:

  • Hochpräzise digitale Karten

  • 5G-Netze und vernetzte Ampelsysteme

  • Smarte Verkehrszeichen und Verkehrsflussdaten

Parkraumbewirtschaftung wird zum Einnahmehebel

Autonome Fahrzeuge parken strategisch – auf günstigeren Flächen außerhalb. Kommunen sollten:

  • Dynamische Parkgebühren einführen

  • Premiumpreise im Zentrum etablieren

  • „Remote Parking“ als neue Norm fördern

Verkehrssteuerung wird proaktiv statt reaktiv

Da autonome Fahrzeuge miteinander kommunizieren, können sie:

  • Unfälle vermeiden, bevor sie entstehen

  • Verkehrsströme effizient steuern

  • Staus automatisch umfahren

Das klassische Verkehrsmanagement wird durch intelligente Systeme ersetzt.

Weniger Autos, mehr Mobilität: Multimodalität ist Pflicht

Autonome Taxis machen das eigene Auto überflüssig. Kommunen müssen jetzt:

  • Mobilitätsstationen ausbauen

  • ÖPNV, Bike- und Carsharing besser verknüpfen

  • On-Demand-Angebote in die Planung integrieren

Verantwortung bleibt kommunal – nicht technologisch

Autonomes Fahren nimmt dem Menschen das Steuer – aber nicht die Verantwortung. Kommunalpolitik ist jetzt gefragt:

  • Bebauungspläne, Flächennutzung und Leitbilder aktualisieren

  • Fördermittel gezielt für digitale Infrastruktur nutzen

  • Strategien proaktiv statt abwartend entwickeln

Fazit: Autonomes Fahren ist Realität – und Ihr Fahrplan beginnt jetzt

Der Einstieg ins autonome Zeitalter ist gemacht – und Kommunen spielen dabei die Schlüsselrolle. Wer heute investiert, steuert morgen. Wer zaudert, wird überholt. Denn die Fahrzeuge fahren autonom – die Zukunft nicht.