Bürokratie in Deutschland: Warum Radwege 52 Jahre dauern – eine Satire
Bürokratie in Deutschland: Warum Radwege 52 Jahre dauern – eine Satire von Christian Erhardt-Maciejewski
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Leitartikel

Bürokratie – Deutschlands letzte Bastion gegen den Fortschritt

Wie langweilig wäre doch eine Welt ohne Bürokratie! Förderanträge auf einem Blatt Papier? Oder gar ein Radweg, der einfach nur geradeaus führt, ohne botanischen Slalomkurs? „Eine solche Welt wäre der endgültige Beweis, dass wir Deutschen unsere Kultur verloren haben“, meint Christian Erhardt-Maciejewski in seiner bitterbösen Satire – und lobt die Bürokratie augenzwinkernd als „Schutzschild gegen zu viel Spontanität“.

Es war einmal ein Land, in dem der Fortschritt als Tugend galt und Effizienz als Zeichen von Intelligenz. Doch dann kam die Bürokratie – und rettete uns vor uns selbst.

In einer Zeit, in der alles schneller, digitaler und effizienter werden sollte, erhebt sich die deutsche Verwaltung wie ein majestätischer Fels in der Brandung des Fortschritts. Sie ist das Bollwerk gegen die Tyrannei der Innovation – der letzte Schutzwall gegen zu viel Moderne.

Radwege mit Baumhindernis – ein Meisterwerk deutscher Verkehrsplanung

Nehmen wir Fuldabrück: Acht Jahre Planung und Bau für 700 Meter Straße, gekrönt von einem Radweg, der elegant um drei frisch gepflanzte Bäume herumführt. Ein Symbol für deutsche Bürokratie in Reinform. Wer hier zur Arbeit radelt, erlebt den puren Behördenwahnsinn – und gleichzeitig eine Art moderner Darwinismus: Nur wer sich durch das Blätterdach schlängelt, darf sich Klimaradler nennen.

Oder Stakendorf: Seit 1974 (!) wird an einem Radweg geplant – heute sind 800 Meter Realität. Ein Planungsprozess über 52 Jahre. Keine Satire – sondern deutsche Wirklichkeit. Acht Kilometer Fahrradweg, gestoppt von 20 Behörden, 47 Formularen und einer gefühlten Tierdoku über seltene Wasserpflanzen und Wühlmäuse.

Warum Planungsverfahren in Deutschland so lang dauern

In Deutschland ist Bürokratie nicht nur Verwaltung – sie ist Hochkultur. Ein Bauantrag wird zur Odyssee, ein Förderantrag zur Lebensaufgabe. Und genau das lähmt viele Kommunen.

Denn ob Fördermittel, Klimaschutzprojekte oder Verkehrsinfrastruktur – alles wird zur Formularschlacht. Das lähmt die kommunale Verwaltung und frustriert Bürgermeister, Bauämter und Planer gleichermaßen.

Wie wir die Bürokratie abbauen – und trotzdem verantwortungsvoll handeln

Natürlich: Es geht auch anders. Wenn Förderanträge mehr kosten, als sie bringen, darf man sich trauen, keine zu stellen. Das spart Zeit, Nerven – und manchmal sogar Bäume.

Lösungen? Statt Gremien-Marathon lieber echte Gespräche am Tisch. Bürgermeister, Verwaltung und Planungsbüros müssen gemeinsam loslegen – und nicht aufeinander warten.

Ein Vorschlag: Jedes Verfahren, das länger als zwei Monate dauert, gehört auf den Prüfstand. Und vor allem: Kommunale Bürokratie-Erlebnisse müssen öffentlich gemacht werden – als „Lobbyarbeit in eigener Sache“.

Mut statt Mikado – für eine lebendige kommunale Verwaltung

Egal, welchen Bürgermeister oder Bauamtsleiter ich treffe – jeder hat absurde Geschichten über Planungsverfahren auf Lager. Wir berichten in unserer neuen Serie darüber. Denn nur, wenn das ganze Ausmaß sichtbar wird, kann sich etwas ändern.

Und bitte, liebe Kommunalpolitiker: Geben Sie Ihren Verwaltungsleuten Rückendeckung. Wer mutig entscheidet, braucht Führungskräfte, die sagen: „Wir stehen hinter dir.“

Bürokratie ist wichtig – aber sie darf uns nicht ersticken

Darum gilt: Ja, die Bürokratie ist wichtig. Genauso wichtig wie ein Mückenschutz beim Zelten – hilfreich, aber wenn man sich darin einwickelt, erstickt man irgendwann. Also, liebe Bürgermeister, liebe Kämpfer in Bauämtern und Fachbereichen: Lassen Sie uns gemeinsam das Mückennetz lüften. Für eine Verwaltung, die atmen kann. Und für Radwege – ohne Baumhindernisrennen.